Sydney - die Weltmetropole

Tag 0 - 1. Dezember: Frankfurt (Donnerstag)

Endlich ist der letzte Arbeitstag des Jahres gekommen. Aber er hat es in sich: Die Weihnachtspost muss unterschrieben werden und ausgerechnet heute will ein Kunde eine Übernahme publizieren… Dennoch schaffe ich es, gegen 19.30 Uhr beim Vorabend-Checkin von Lufthansa meine Tasche abzugeben und die Bordkarte abzuholen. Ich entscheide mich für einen Gangplatz in der mittleren 3er-Reihe der Boing 777 von Austrian Airlines. Man verspricht, den Platz neben mir freizuhalten – falls nicht noch etwas passiert.

Tag 2 - 3. Dezember: Flug Kuala Lumpur - Sydney (S

Gegen fünf Uhr morgens Ortszeit erreichen wir Kuala Lumpur. Im Gegensatz zu SIA gibt es vor der Landung leider kein Frühstück, sondern Räucherlachs und kalten Kartoffelsalat. Lecker, aber nicht so mein Fall um diese Uhrzeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Airlines muss man bei AUA nicht umsteigen, sondern fliegt mit der gleichen Maschine weiter. Allerdings muss man dennoch während des Auftankens aussteigen. Die Zeit ist so knapp, dass man sich aber gleich wieder fürs Boarding anstellen muss – also keine Möglichkeit, nach 1999 erneut den Airport zu besichtigen. Wie schon im Sommer heisst es beim Boarden: „Passengers in First and Business Class and StarAlliance-Gold-Members can board at any time, please take the left door.“ Ich muss warten, bis meine Reihe aufgerufen wird und ich den rechten Gang nehmen darf. Ich will auch wieder Business-Class fliegen!!

Auch nach dem Start gibt es kein Frühstück, sondern nur ein trockenes Brötchen. Der Sitz neben mir ist weiter frei. Zumindest kann ich jetzt etwas schlafen – und wache pünktlich wieder auf: Über die Bordkamera sehe ich aus 10.000 Metern Höhe, wie wir bei klarer Sicht bei Port Hedland den australischen Kontinent erreichen. Der Strand, der Highway nach Broome, die Wüste und die Tracks sind gut zu erkennen und eine bleibende Erinnerung. AUA hat in jedem Flieger zwei Kameras installiert: eine filmt aus dem Cockpit in der Pilotenperspektive, eine zweite die Erdoberfläche. Tolles Angebot. Da wir am Uluru (Ayers Rock) weit vorbei fliegen, bleibt es bei diesen Eindrücken. Sydney erreichen wir leider vom Süden, so dass ich von oben nur die Vororte sehe.

Da ich noch Lebensmittel entsorgen muss, ist die Warteschlange an der Einreise ziemlich lang. Dafür realisiere ich am Gepäckband umso schneller, dass meine Reisetasche nicht mit mir angekommen ist und vermutlich in Wien steht. Es dauert bestimmt eine Stunde, bis die Formalitäten geklärt sind. Nach heftiger Diskussion gibt es zumindest ein Notfallpaket mit Waschzeug und einem T-Shirt. Mit dem Zug in die Innenstadt und gegen 20.30 Uhr bin ich dann endlich am Hydepark. Eigentlich wollte ich schon in Darling Harbour beim Abendessen sitzen. Da es schon dunkel ist, habe ich echte Mühe, das Hotel zu finden – die Erinnerungen an 1999 und 2001 sind halt doch verblasst. Das Hostel „Y on the Park“ ist sehr zu empfehlen. Es gibt Zimmer mit und ohne Bad. Da ich nicht weiß, was mich bei meiner Gastfamilie erwartet, hatte ich ein Deluxe-Zimmer mit eigenem Bad reserviert. Nach einem weiteren, nun endlich entspannten Telefonat mit Sandra mache ich auf Richtung Darling Harbour. Zum Auspacken oder Wechseln habe ich ja nichts. Mittlerweile ist mir auch die Lust auf Abendessen vergangen, so dass ich mich mit einem Foccacio im „Cafe Fioriani’s“ und einem Espresso bei „Starbucks“ begnüge. Eigentlich wollte ich mit frischem Fisch bei „Jordons“ oder leckeren Steaks im „I’m Angus“ meinen Sydney-Aufenthalt beginnen. Auf dem Rückweg entdecke ich noch eine offene Woolworth-Filiale und suche mir Ersatzkleidung aus. Den Kauf verschiebe ich jedoch.

Tag 1 - 2. Dezember: Flug Frankfurt

Ich kann es gar nicht richtig glauben: Aber in der Tat fliege ich heute das zweite Mal binnen weniger Monate nach Australien. Doch nach der Geländewagentour in den wildromantischen und einsamen Kimberleys im Nordwesten des Landes geht es nun in die Traumstadt Sydney. Dort möchte an einer Sprachschule mein Wirtschaftsenglisch aufbessern. Und komme damit zum dritten Mal – nach 1999 und 2001 – in die wohl schönste Stadt der Welt.

Da am Frankfurter Flughafen unser Lieblingsrestaurant – das Selfservice-Lokal „Take Off Food Corner – nach der Renovierung wieder geöffnet ist, gönnen Sandra und ich uns dort ein letztes gemeinsames Frühstück. Mit Pancakes und Rühreier nehmen wir Abschied und stimmen uns zugleich auf DownUnder ein. Denn seit wir uns im Februar 2001 kennen gelernt haben, ist es das erste Mal, dass wir uns länger als ein paar Tage nicht sehen. Einzige Ausnahme: Meine dreiwöchige Bildungsreise mit dem „International Visitor Leadership Program“ in die USA, kurz nach unserem Kennenlernen. Gegen 7.20 Uhr heisst dann wirklich „Goodbye“.

Mein Flieger von Austrian Airlines nach Wien geht von A32 am Ende des Terminals. Und die Reise beginnt mit schlechten Nachrichten: Wegen Nebels in Wien haben wir voraussichtlich zwei Stunden Verspätung – ich lande also, wenn mein Flieger nach Sydney abheben soll. Überdies müssen wir im Flieger auf den Start warten. Immerhin, nach 90 Minuten geht es dann los. Ob ich meinen Anschlussflug rechtzeitig erreichen werde, weiß niemand. In Wien renne ich mit Rucksack und Kameratasche über den Flughafen. Im Nachhinein hätte ich mir Zeit lassen können, denn der Pilot wartet noch auf andere Gäste. Dass ich so ein Pech habe, muss am Stopp in Kuala Lumpur (Malaysia) liegen: Als ich 1999 erstmals nach Australien geflogen bin und ebenfalls einen Stopp in Kuala Lumpur hatte, musste ich mit ähnlichen Probleme in Berlin und Frankfurt kämpfen.

Zumindest bleibt der Sitz neben mir frei, und die Boing 777 bietet auch bei AUA mehr Beinfreiheit als eine herkömmliche Boing 747 oder ein Airbus 340. Allerdings ist das Unterhaltungsprogramm nicht so gut wie bei Singapore Airlines (SIA), dafür wird das Essen auf Porzellantellern serviert und ist mindestens ebenso gut wie bei SIA. Da ich mit engen Sitzen, schlechtem Service und miesem Essen gerechtet hatte, werden meine niedrigen Erwartungen deutlich übererfüllt. Nur das Schlafen will dieses Mal nicht so richtig klappen.

Tag 3 – 4. Dezember: Sydney (Sonntag)

Ich lasse mir die Stimmung nicht vermiesen und fahre wie geplant nach Bondi an den Stand! Rucksack und Fototasche lasse ich im Hotel. Gottlob hatte ich einen Satz Unterwäsche im Handgepäck sowie eine Zippoff-Hose auf dem Flug an. Nach dem Frühstück gehe ich nur mit Plastiktüte und Hotelhandtuch die Oxfordstreet entlang, kaufe ein neues Basecap und Sonnenmilch. Da es der erste warme Sonntag in Sydney in diesem Sommer ist, ist Bondi Beach sehr gut besucht. Ich miete einen Sonnenschirm und relaxe. Ohne Badehose muss ich aufs Baden aber verzichten. Ich reserviere für Christmasday einen Tisch in „Nick’s Bondi Pavillion”. Nach einem Lunch mit Barramundi im danebenliegenden Selfservice-Fischladen – quasi „Gosch in Bondi“ – fahre ich zurück. Das Bussystem ist chaotisch, in Bondi Junction geht der Bus sogar kaputt. Mit einer anderen Linie geht es quer durch Paddington und Kingscross in die Innenstadt. Ich mache einen kurzen Stopp an der Oper. Ja, sie steht noch. Dann laufe ich Richtung Queen Victoria Building und kaufe bei Woolworth ein paar neue Klamotten. Da ich nicht den richtigen Bus finde, nehme ich mir schließlich ein Taxi, um zu meiner Gastfamilie zu fahren.

Durch den Mangel an Klamotten sehe ich ziemlich mitgenommen aus, als ich dort ankomme. Die nächsten drei Wochen wohne ich bei John und Maureen in Northwood, einem Stadtteil auf der anderen Hafenseite. Ihr Haus liegt malerisch direkt an einer Bucht und ist gut ausgestattet. John erwartet mich schon, Maureen musste allerdings schon vorher abreisen und ihren kranken Vater in Perth besuchen. Die beiden haben vier Kinder, nur eines wohnt noch zu Hause. Ich habe ein nettes Zimmer im Untergeschoss. Zum Glück kann ich jetzt auch die Waschmaschine nutzen und bin damit wieder gerüstet. Nettes Abendessen mit John auf der Terrasse. Nach dem Dinner empfiehlt er mir den Fernseher – heute abend ist es mir recht. Er wird dies aber jeden Tag wiederholen, wie ich später merke. So nett die Familie und das Haus schön ist: Ich hatte mir ein wenig mehr Kontakt gewünscht und die Verkehrsanbindung ist furchtbar.

Tag 4 – 5. Dezember: Sydney (Montag)

John fährt mich morgens zur Schule. Beim Einstufungstest schneide ich unerwartet gut ab: „pre-advanced“, die zweitbeste Stufe. Anschließend wird noch viel über die Schule berichtet und John, einer der Lehrer, zeigt uns noch die Umgebung, ehe wir dann noch ein Pub besuchen – typisch DownUnder. Ich entdecke eine neue leckere Biersorte, Tooheys einer lokalen Brauerei aus Sydney.

Das Holmes-Institute liegt mittendrin in der York Street – nur 100 Meter vom schönen Queen Victoria Building entfernt. Neben Sprachunterricht werden auch MBA- und andere Programme angeboten. Auch ein, viel zu kleines, Internet-Center ist vorhanden. Doch merke ich schnell, dass vor allem Asiaten und Brasilianer die Schule besuchen und viele deutlich jünger sind. Zumindest ist meine Tasche nun angekommen. Ich kaufe ein Weekly-Ticket (38 AUS$ für Bus und Bahn, von Bondi bis Manly, allerdings ohne Fähre). Die Heimfahrt dauert eine Stunde. Das kann ja heiter werden.

Ein großer Trost: Ich bin in Sydney, das Wetter ist, gut und ich fahre täglich zwei Mal über die Harbour Bridge und an der Oper vorbei. Abends wieder nur TV geschaut. Ich mache mir einen Plan, was ich alles besichtigen will. Notfalls allein.

Tag 5 - 6.Dezember

Da der Bus morgens eine Stunde braucht, muss ich schon gegen 6.45 Uhr aufstehen, um pünktlich in der Schule zu sein. Normalerweise drehe ich mich in Deutschland noch einmal auf die andere Seite.

Erster richtiger Schultag: Unser Lehrer James ist mein Glücksfall. Vom Typ und vom Humor her am ehestens mit Nighttalker Harald Schmidt vergleichbar. Und er ist erst seit kurzem Lehrer, war davor viele Jahre für einen Finanzkonzern tätig und bringt somit praktische Erfahrung mit. In meiner Klasse sind etwa 15 Schüler, meist sind wir nicht vollständig. Denn viele nutzen die Sprachschule, um mit einem Studentenvisum eine Arbeitslizenz zu bekommen. So gehen sie zuweilen arbeiten oder kommen gar nicht. Etwa drei Viertel meiner Mitschüler kommen aus Asien (vor allem Japan und Südkorea), einige aus Brasilien und Roberta aus Italien ist die einzige Europäerin neben mir. An der Schule gibt es insgesamt nur eine weitere Deutsche. Gut, so muss wenigstens durchweg Englisch reden. Der reguläre Unterricht geht täglich von 9 bis 11 Uhr und von 11.30 bis 13.30 Uhr. Von 14 bis 15 Uhr gibt es fakultativen Unterricht wie Grammatiknachhilfe oder Debattierclub. Dass es auch anspruchsvollen Grammatikkurs als Vorbereitung auf das offizielle IELTS-Diplom gibt, erfahre ich erst am letzten Tag! Leider! Alternativ gibt es ein „Social Program“ mit verschiedenen Aktivitäten. Eigentlich hatte ich ja 25 Wochenstunden Business-English gebucht. So sind es leider nur 20 plus vier Stunden Wahlunterricht. Freitags wird nur ein gemeinsamer Pub-Besuch zur Verabschiedung der abreisenden Schüler angeboten. Ich besuche stets den Debattierclub oder lasse mir von James Sonderaufgaben für Business-English geben, denn ich bin ja nicht zum Vergnügen, sondern zum Lernen hier!

Nach Schulschluss gehe ich mit Maria aus Brasilien und Dominique aus Polen (beide haben am gleichen Tag angefangen wie ich) sowie einer Freundin von Dominique, die an einer anderen Sprachschule ist, an der Oper spazieren. Der Touri-Klassiker halt. Heute abend braucht der Bus nur 40 Minuten, war gestern offenbar eine Ausnahme. Ist aber dennoch nervig.

Tag 6 - 7.Dezember

Hier einige Original-Auszüge aus meinem Weblog:

„Ich bin der älteste Schüler, abgesehen von einer Italienerin und drei Brasilianern nur Asiaten! Ingesamt 15. Der Lehrer könnte Harald Schmidt Konkurrenz machen. Der Kurs ist ok, teilweise bin ich ziemlich gut, nur an der Grammatik hapert es. Ein viel größeres Problem ist das Freizeitprogramm: Die Mitschüler können sich kaum zu Aktivitäten aufraffen, und meine wirklich nette Familie bietet mir nach einem guten Abendessen nur den Fernseher an - so habe ich mir den Homestay nicht vorgestellt. Und das Programm der Schule ist nicht viel besser, abgesehen von den Wochenendausflügen. Diese Woche bieten sie am Samstag einen Trip ins Hunter Valley an, am Sonntag nach Canberra. Ich wollte nach Canberra fahren, vermutlich bekomme ich aber so früh keinen Transfer in die City, so dass ich wohl doch schon einmal vorab ins Hunter Valley fahre. Am vieren Advent steht dann ein Zwei-Tages-Ausflug mit Übernachtung, Dinner, Besuch einer Brauerei und einer Schaffarm etc. an. Es geht auch ins Kangaroo Valley.

Habe eben mit der Schule die Art Gallery von NSW besucht und dann meine Telstra-Karte fürs Handy aufgeladen.

Was ich heute abend mache, weiß ich noch nicht. Vermutlich nicht zur Familie fahren, sondern in der Stadt in ein Pub gehen.

Vom Wetter her war ist es der schlimmste Tag in Australien, den ich je hatte. 40 Grad kombiniert mit viel Wind - also im wahrsten Sinne heiße Luft (oder Föhn)!!

Da mir die morgendliche Busfahrt (50min) auf die Nerven geht, werde ich morgen die Fähre nehmen. Und wenn meine Mitschüler wieder keine Lust haben, werde ich nach Balmain oder an den Strand fahren.“

Die Art Gallery ist noch genauso langweilig wie vor vier Jahren…

Tag 7 - 8. Dezember

Mein Gastvater fährt mich zur 15 Fußminuten entfernten Haltestelle der anderen Linie. Mit dem Expressbus bin ich in sagenhaften 25 Minuten in der Schule. Angesichts des Fußwegs von rund 15 Minuten ist das insgesamt aber nicht schneller als mit dem Bus vor der Haustür.

In Bondi war gestern Shark-Alarm: Ca. vier Meter lang, 100 Meter vom Strand entfernt. Dennoch fahren Roberta, zwei koreanische Mitschüler und ich heute nach Bronte Beach, um von dort aus die schöne Wanderung nach Bondi Beach zu machen. Allerdings gehen wir nicht schwimmen (weil ich keine Badehose dabei habe, nicht wegen des Hai-Alarms). Nach einem gemeinsamen Bierchen lege ich mich in die Sonne – so lässt es sich leben.

Habe abends Probleme, noch etwas zu essen zu bekommen. Rund ums Queen Victoria Building, wo mein Bus abfährt, gibt’s nur McDonalds und ähnliches. Zu allem Überfluss verpasse ich den Bus (ab 21.30 Uhr ein anderer Takt!) und bis 22.10 Uhr will ich nicht warten. Ich fahre mit einem anderen Bus über die Harbour Bridge nach North Sydney und nehme mir ein Taxi. Kostet mit 15 AUS$ nur halb so viel wie direkt von der City aus. Dennoch habe ich heute durch den wirklich unterhaltsamen Abstecher nach Bondi mehr als zwei Stunden im Bus gesessen. Ich hasse Busse!

Mein Gastvater teilt mir mit, dass er ebenfalls gemeinsam mit seinem Sohn nach Perth fliegen muss. Der Vater meiner Gastmutter hat nur noch wenige Tage zu leben. Ich entscheide, dennoch dort zu bleiben. Denn mittlerweile kenne ich alle Tricks mit dem Bus. Und ehe eine neue Gastfamilie gefunden ist und ich umgezogen bin – zu viel Stress.

Am Wochenende werde ich doch nicht nach Canberra fahren. Zu viel Stress mit dem Transfer in die Innenstadt, und sieben Stunden im Bus sitzen will ich bei dem schönen Wetter auch nicht. Stattdessen werde ich mit dem letzten Postschiff Australiens die Region nördlich von Sydney erkunden. Und am Sonntag geht es dann zum Surfen nach Manly.

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